Ökoeffizienzanalyse Restmüllentsorgung 1)
Vergleichende Bewertung von thermischer und mechanisch-biologischer Restabfallentsorgung sowie Deponie aus ökologischer und ökonomischer Sicht
Auszug:
Zusammenfassung
Aus ökologischen Gründen wird ab 2005 nur noch die Deponierung von biologisch weitgehend inaktiven Abfällen zulässig sein. Daher müssen Restabfälle in Zukunft entweder thermisch oder aber mechanisch-biologisch vorbehandelt werden. Bei der Diskussion um das in Zukunft bevorzugt einzusetzende Verfahren - sollten entsprechend dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung - ökologische, ökonomische und nach Möglichkeit auch soziale Aspekte gleichrangig berücksichtigt werden.
Zum Vergleich der verschiedenen Optionen der Restabfallentsorgung wurde deshalb eine Ökoeffizienzanalyse nach BASF-Methode durchgeführt, in der zwei der drei Säulen des „Sustainable Development“ - die Ökologie und die Ökonomie - bewertet und zueinander ins Verhältnis gesetzt wurden. Die Untersuchung umfasst alle wesentlichen Schritte der Entsorgungskette von der Abfallsammlung bis zur Verwertung oder Deponierung von Rückständen und mündet in der Darstellung der aggregierten Bewertungsergebnisse im so genannten Ökoeffizienz-Portfolio (vgl. Kap. 2). Als Entsorgungsvarianten für Restmüll wurden eine moderne Müllverbrennungsanlage (MVA), ein mechanisch-biologisches Endrotteverfahren (MBA) sowie - als „Nullvariante“ - die Deponierung der unbehandelten Abfälle miteinander verglichen (Kap. 3).
Während sich die bestehenden Kostenunterschiede in der Gesamtbewertung als nicht ausschlaggebend erweisen, bestehen deutliche Unterschiede bezüglich der ökologischen Beeinträchtigungen der verschiedenen Entsorgungsvarianten. Obwohl die Müllverbrennung die teuerste der betrachteten Verfahrensalternativen darstellt, geht sie als die ökoeffizienteste Entsorgungsvariante für Restabfälle aus der Analyse hervor. Die mechanisch-biologische Intensivrotte nimmt in der Gesamtbewertung lediglich eine mittlere Stellung zwischen der Müllverbrennung und der Deponierung der unbehandelten Restabfälle ein. Die Deponie stellt sich als die am wenigste ökoeffiziente Entsorgungsweise heraus. Zwar verursacht sie die geringsten Entsorgungskosten, doch sind die Umweltbelastungen hier am höchsten. Die ab 2005 gesetzlich vorgeschriebene Vorbehandlung von Restabfällen stellt somit einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Abfallwirtschaft dar, wobei aufgrund der Ergebnisse der vorliegenden Ökoeffizienzanalyse der Müllverbrennung gegenüber mechanisch-biologischen Endrotteverfahren bei der Entsorgung von Restabfällen generell der Vorzug zu geben ist (vgl. Kap. 9).
Die MVA erzielt in fast allen ökologischen Einzelbewertungskategorien das beste Bewertungsergebnis. Positiv zu Buche schlägt bei der Müllverbrennung vor allem, dass die zu deponierenden Abfallmengen effektiv reduziert werden können. Dahingegen verbleiben nach der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung noch etwa zwei Drittel der Restabfälle zur Ablagerung. Dieser Umstand wirkt sich auch negativ auf den Flächenbedarf und - wegen der benötigten Deponiebaumaterialien - auf den Rohstoffverbrauch der Entsorgungsvariante MBA aus. Ein weiterer ausschlaggebender Vorteil der Müllverbrennung besteht in der erzielten stofflichen und energetischen Ausnutzung der „ Ressource“ Restabfall. Durch die vielfältigen erzeugten Substitute, wie Fernwärme, Strom, Metallschrott und andere, entfallen an anderer Stelle umweltbelastende Produktionsprozesse, wofür der MVA Gutschriften erteilt werden können. Hierdurch gelangt die MVA zu sehr vorteilhaften Ergebnissen in der Bewertung des Energie- und Rohstoffverbrauchs sowie der Luft- und Wasseremissionen. Bei der „kalten Verbrennung“, d. h. der Verrottung der Abfälle in der MBA, erfolgt dagegen keine Nutzung des Energiegehalts der Abfälle. Allein aus der Separierung des Eisenschrotts und der heizwertreichen Leichtstofffraktion können Vorteile in der Gesamtbilanz erzielt werden. In der insgesamt geringen Ausnutzung des energetischen und stofflichen Potenzials der Abfälle sowie der nur mäßigen Reduzierung der Abfallmengen besteht im Hinblick auf die Ökoeffizienz ein entscheidendes Defizit der MBA im Vergleich zur MVA.
1) Quelle:
Institut für Geographie und Geoökologie I der Universität Karlsruhe (TH)
Diplomarbeit im Studiengang Geoökologie von Isabell Caroline Schmidt vom 30.April 2001
erstellt bei BASF AG, Ludwigshafen
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